12 von 12 im Februar 2024

Es gibt Tage, die sind so unglaublich intensiv, dass sie locker zwei, drei Wochen ausfüllen könnten. Und auch wenn sich das jetzt sehr gestellt anhört: Genau so ein Tag war am Montag, passend zum 12. des Monats. Vieles davon habe ich gar nicht in Bildern festhalten können oder wollen. Deswegen erzähle ich es zwischen den Zeilen.

Bild 1 von 12: Den Kühlschrank meiner Zellen plündern

Ich bin wieder zurück im Labor und auch zurück auf meinem Blog. Das letzte Jahr hat meine Ressourcen ganz woanders gebraucht. Auch wenn ich viel am Computer saß, geschrieben habe ich fast ausschließlich an meiner Doktorarbeit. Seit fast einem halben Jahr bin ich nun auch wieder im Labor fleißig am Arbeiten, wie auch an diesem Morgen.

Den Wochenstart verbringe ich immer gemeinsam mit meinen lieben Zellen. Nicht wirklich meine eigenen, aber doch “meine” im Labor, genauer gesagt in der Zellkultur. Diese Zellen brauche ich, um das Toxin nachzuweisen, dass “meine” Bakterien im Labor produzieren.

Mit meinen Zellen ist es wie bei uns: Auch sie haben Hunger! Für mich war es an diesem Morgen wieder an der Zeit, eine frische Mahlzeit anzusetzen. Bei den Zellen ist es dieses leuchtend rote Medium, das bis ich es brauche bei 4 °C gelagert wird. Da unsere Zellen gefräßig sind und wir viele Experimente mit ihnen vorhaben, ist der Kühlschrank meiner Zellen gut gefüllt.

Bild 2 von 12: Laborergebnisse besprechen

Momentan ist wieder eine besonders intensive Laborzeit, die viele Ergebnisse aus vielen Experimenten mit sich bringt. Um den Überblick nicht zu verlieren und schnell auf die Erkenntnisse zu reagieren, bespreche ich mich regelmäßig mit meiner Chefin.

Also, raus aus dem Laborkittel und rein ins Büro für eine Besprechung. Meistens wird meine To do-Liste nach solchen Besprechungen nicht kürzer… Im Gegenteil: Für unsere Veröffentlichung führe ich gerade die letzten Experimente im Labor durch (die sehr vielversprechend sind), ein paar Anpassungen sind auch dieses Mal wieder dazugekommen.

Und: Ich habe neue Terminvorschläge für die Verteidigung meiner Doktorarbeit bekommen! Das ist DER letzte Schritt, um meine Doktorarbeit abzuschließen. Bisher hat sich diese Terminsuche mit den vollen Terminkalendern dreier Professoren als seeeeehhhr schwierig und zäh erwiesen. Also Daumen gedrückt, dass einer dieser Terminvorschläge nun passt.

Bild 3 von 12: Meine Zellen hätscheln und tätscheln

Und wieder zurück in den Kittel, nachdem die Mail an die Profs rausgegangen ist. Meine Zellen haben derweil auf mich gewartet und werden jetzt für das Experiment dieser Woche vorbereitet. Die Zellen wachsen in diesen speziellen Flaschen. Die rote Flüssigkeit ist das Medium, das die ganzen Nährstoffe bereithält. Am Boden der Flasche kannst du beim genauen Hinschauen eine Trübung sehen (sehr gut beim grünen Hintergrund zu erkennen) – das sind die Zellen, die als geschlossener Zellrasen wachsen! Wie das aussieht, wenn wir uns das genauer ansehen? Schnell zu Bild 4 gescrollt…

Bild 4 von 12: Gehts meinen Zellen gut?

So sehen die Zellen unterm Mikroskop aus – die helleren, miteinander verbundenen Bereich mit “leuchtenden” kleinen Kugeln mittendrin. Zwischen den Zellen ist auch Freiraum zu erkennen, den die Zellen noch bewachsen können. Die “leuchtenden” Kugeln sind die Zellkerne.

Bevor ich mit meinen Zellen arbeite, schaue ich mir erstmal an, ob es ihnen überhaupt gut geht. Denn sind sie gestresst, dann wird auch mein Experiment nicht gut und ich kann mir von vornherein meine Zeit und die Materialien sparen. Hier sieht aber alles gut aus 🙂 Meinen Zellen gehts gut und sie haben auch noch genug Platz zum Wachsen, fühlen sich also nicht genervt von anderen Zellen, die auf ihnen wachsen würden.

Meine Zellen brauche ich in einem neuen Gefäß und nicht mehr dieser riesigen Flasche. Die Flasche brauche ich, um die Zellen zu vermehren. Das heißt nun also, dass die Zellen von der Fläche runter- und aus der Flasche herausmüssen. Das klappt am besten mit einem Enzym, das die Verbindung zwischen Zellen und Flaschenboden “wegschneidet”. Das Ergebnis: Ich habe meine Zellen im Medium schwimmend und kann sie das Gefäß meiner Wahl bringen. Doch vorher…

Bild 5 von 12: Zählen und aussäen

… muss ich erstmal genau wissen, von wie vielen Zellen wir hier sprechen. Meine Zellen schwimmen eh schon munter im Medium. Also nehme ich davon einen kleinen Teil ab und gebe es in diese Zählkammer. Mit dieser Zählkammer kann ich in einem definierten Raster die Zellen zählen und anschließend hochrechnen, wie viele Zellen sich in einem Milliliter Medium befinden.

Wie das so in einer Zählkammer aussieht, zeigt Bild 6 von 12.

Bild 6 von 12: 4×4

4×4 Quadrate ergeben ein Großquadrat, von denen ich insgesamt 8 auszähle. Mich interessiert hier der Durchschnitt der Zellen der 8 Großquadrate.

Dann heißt es rechnen, denn für mein Experiment brauche ich eine ganz bestimmte Zahl der Zellen, um genau zu sein 200.000 Zellen pro Milliliter. Jetzt weiß ich, wie viel der Flüssigkeit ich für ein neues Gefäß nehmen muss, um ausreichend viele Zellen für meine Untersuchungen zu haben.

Im letzten Schritt bringe ich dann die definierte Zellzahl in mein neues Gefäß und lasse die Zellen 24 Stunden bei kuscheligen 37 °C wachsen, bevor ich dann mein Experiment starten kann.

Bild 7 von 12: Struktur meines Verteidigungsvortrages planen

Montags ist im Labor meist der Tag der Vorbereitungen: Die Zellen werden versorgt und die Bakterien in ihr eigenes Medium zum Wachsen gebracht.

Heute habe ich mir ganz bewusst Zeit geblockt, um die Struktur für den Vortrag meiner Verteidigung auszuarbeiten. Den schriftlichen Teil der Doktorarbeit habe ich im November abgegeben. Die Professoren haben zwischenzeitlich ihr Gutachten, das heißt ihre Bewertung geschrieben, weswegen wir derzeit auf der Suche nach einem geeigneten Termin für meine Verteidigung sind.

Die Verteidigung ist der letzte Schritt meiner Doktorarbeit. In einem 30-minütigen Vortrag stelle ich die Ergebnisse der drei Jahre meiner Doktorarbeit vor, hoffentlich logisch und klar gegliedert. Als wäre das nicht schon aufregend genug, kommt dann die “Verteidigung”, das wissenschaftliche Streitgespräch oder Diskussion. Hier können mir von den Prüfern alle Fragen gestellt werden, die zeigen, dass ich die Arbeit tatsächlich allein geschrieben habe, dass ich die Ergebnisse meiner Arbeit einordnen kann und ich mich allgemein mit dem Themengebiet meiner Arbeit auskenne.

Hier ist also definitiv Vorbereitung gefragt. Denn schon allein die Arbeit aus drei Jahren in 30 Minuten zu packen… Uff!

Bild 8 von 12: Bakteriophagen – der Feind meines Feindes ist mein Freund

Meine Doktorarbeit habe ich mitten in der ersten Corona-Pandemie begonnen. Ein “normales” Wissenschaftler-Leben lerne ich also jetzt erst kennen. Und dazu gehört: der wissenschaftliche Austausch!

Ich liebe diese Einblicke in andere Forschungsbereiche. Dieses Mal ging es um Bakteriophagen. Das sind Viren, die Bakterien befallen. Das Besondere: Sie befallen nur Bakterien und keine menschlichen Zellen. Das macht sie zu einer interessanten Alternative für Antibiotika. Christine Rohde und Johannes Wittmann haben uns in ihren spannenden Vorträgen viele Einblicke in die Phagenforschung gegeben und auch, woran derzeit eine Phagentherapie bei Bakterieninfektionen im Menschen scheitert (Spoiler: Die Gesetzgebung kommt nicht so schnell hinterher).

Bild 9 von 12: Letzte Experimente fürs Paper

Nach den Vorträgen und Zeit für den Austausch ging es für mich zurück ins Labor, um meine Bakterien für den nächsten Tag vorzubereiten. Derzeit untersuche ich, inwiefern wir Stuhlproben für den neu entwickelten Test nutzen können, um EHEC nachzuweisen. Zwölf Röhrchen für zwölf Stuhlproben, jeweils mit und ohne Antibiotikum. Ja, es kommt sehr schnell sehr viel Arbeit zusammen 😀

Bild 10 von 12: Feierabend nach einem ereignisreichen Tag

Hach ja, Arbeitstag geschafft – und die Sonne strahlt! Anstrengend und inspirierend gleichermaßen. Einige Fragen zu den Vorträgen haben sich noch während der Autofahrt für mich ergeben. Die werde ich dann noch per LinkedIn schreiben, um die Fragezeichen aus meinem Kopf zu bekommen. Aber ein unglaublich erfüllender und glückseliger Arbeitstag liegt hinter mir. Auf gehts zu meiner Familie.

Ach ja, und: Der Terminvorschlag hat wieder nicht bei allen Prüfern gepasst 🙁 So langsam werde ich nervös, denn die Zeit, die mir in meiner aktuellen Anstellung noch bleibt, neigt sich dem Ende zu. Für die nächste Anstellung muss ich meine Verteidigung erfolgreich bestanden haben… Nervenkitzel am Ende der Doktorarbeit :/

Bild 11 von 12: Ruhe dringend benötigt

Mit diesem Bild sind wir schon am Abend angekommen. Das, was zwischendrin passiert ist, habe ich einfach vergessen in Bildern festzuhalten.

Wir waren mit Junior Hausschuhe kaufen (seit wann ist es so schwer, ordentliche Schuhe für Kinder zu finden?). Bücher, die ich nicht mehr lese, zum öffentlichen Bücherregal bringen. Zwei Pakete verschicken. Sachen auf Kleinanzeigen verkaufen. Termin beim Gesundheitsamt ausgemacht für eine amtsärztliche Untersuchung. Abendbrot machen. Gemeinsam essen.

Am Abend hatte ich dann endlich ein paar ruhige Minuten mit meinem schwarzen Tee, natürlich englisch, vor meinem PC.

Bild 12 von 12: Es werde ein neuer Blogbeitrag

Ich habe mich schon den ganzen Tag auf diese ruhige Zeit am Abend gefreut, denn viele Ideen schwirren derzeit in meinem Kopf. In der aktuellen Beitragsreihe hier auf meinem Blog beleuchte ich die einzelnen Aspekte meiner Doktorarbeit genauer: Um was drehte sich meine Arbeit eigentlich? Was waren Ergebnisse und Erkenntnisse? Warum gab es mein Projekt? Mit welchen Bakterien arbeite ich und welche Krankheit versuche ich besser zu diagnostizieren?

Und schon war der 12. des Monats wieder rum. Müde und zufrieden fiel ich in mein gemütliches Bettchen. Viele weitere 12von12-Geschichten findest du bei Draußen nur Kännchen!

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