Zuletzt aktualisiert am 4. August 2024 von Isabell
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Was sind Süßungsmittel?
Bei Süßungsmitteln grenzen wir zwei Gruppen voneinander ab: die Süßstoffe und die Zuckeraustauschstoffe. Sie unterscheiden sich in ihrer Süßkraft und ihrer Verwandtschaft zum Zucker.
Süßstoffe: Keine Kalorien und hohe Süßkraft
Süßstoffe sind chemisch hergestellte oder natürliche Stoffe, die nicht mit dem Haushaltszucker “verwandt” sind. Sie werden bevorzugt eingesetzt, um Kalorien zu sparen. Sie versüßen unser Essen ohne zusätzliche Kalorien. Im Vergleich zum normalen Zucker ist ihre Süßkraft sogar um vieles stärker! Der Nachteil hier ist aber definitiv der Nachgeschmack, weswegen sie häufig mit Aromen versetzt werden.
Sehr wahrscheinlich sind dir Süßstoffe schon über den Weg gelaufen. Die bekanntesten, weil ältesten, unter ihnen sind Saccharin und Sucralose. Wenn du ein Fan von Süßstoff im praktischen Spender bist (z.B. Natreen), das ist Süßstoff.
Zu dieser Gruppe zählen aber auch Aspartam, Stevia, Acesulfam K oder Cyclamat. Sehr häufig werden sie in Kaugummis eingesetzt (wie Aspartam oder Acesulfam K) oder zum Süßen von Softdrinks (Stevia).
Zuckeraustauschstoffe: Alkohole der Zucker mit geringerer Süßkraft
Zuckeraustauschstoffe sind nah mit dem normalen Zucker verwandt. Bei ihnen handelt es sich um sogenannte Zuckeralkohole (oder auch Polyole). Das sind Einfach- oder Zweifachzucker mit einer chemischen Alkoholkomponente. Im Vergleich zum normalen Zucker bringen sie weniger Kalorien mit (etwa die Hälfte), büßen dafür aber auch ihre Süßkraft ein.
Beispiel gefällig? Die meisten unter ihnen sind die neuen Verkaufsschlager im Handel, also z.B. Xylit(ol), Erythrit(ol) oder Sorbit(ol).
Warum brauchen wir Zuckerersatzstoffe?
2015 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlen, dass wir weniger als 10 % unserer Gesamtenergie in Form von Zucker zu uns nehmen sollten. Um es konkreter zu machen: Das sind maximal 50 g freier Zucker pro Tag für einen Erwachsenen, wenn wir von 2.000 kcal/Tag ausgehen.
Wie viel Zucker nehmen wir aber wirklich zu uns? Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung sind das für
- Frauen etwa 61 g Zucker pro Tag (14 % der Tagesgesamtenergie),
- Männer 78 g Zucker pro Tag (13 %) und
- für Kinder sogar stolze 17,5 % der Gesamtenergie!
Den meisten Zucker nehmen wir über Süßigkeiten und zuckerhaltige Getränke (Fruchtsäfte, Nektare, Limos) zu uns. Das Problem an der Sache ist, dass zu viel Zucker dauerhaft zu Übergewicht und damit verbundenen Krankheiten wie Diabetes führen kann.
Kompakt zusammengefasst erklärt Janina Otto in ihrem Video „Zucker – die nächste Pandemie?“ den Zuckerkonsum und seine Auswirkungen.
Süßungsmittel suggerieren eine gesunde Lebensweise
Da gezuckerte Softdrinks häufig in der Kritik stehen, haben Hersteller aus ihrer Not eine Tugend gemacht. Dadurch, dass sie ihren Softdrinks nun häufiger Süßungsmittel zusetzen, werben sie mit einer gesünderen Alternative ohne Kalorien. Denn gerade Süßstoffe süßen, ohne dass wir den gefährlichen Haushaltszucker zu uns nehmen.
Zusätzlich sind Süßungsmittel günstiger, da sie bei geringeren Mengen dieselbe Süßkraft wie normaler Zucker erreichen. Da die meisten Süßungsmittel nicht wie Zucker verstoffwechselt werden, helfen sie den Blutzuckerspiegel normal zu halten.
Süßstoffe sind in vielen industriell verarbeiteten Lebensmitteln zu finden
Für die Hersteller sind das ziemlich viele und gute Vorteile. So wundert es auch nicht, dass wir Süßungsmittel in den bereits genannten Softdrinks finden, aber auch in Pulvermischgetränken, Backwaren, Lebensmittelkonserven, Konfitüren, Kaugummi und sogar Gelatine.
Neben den Süßungsmitteln finden wir dann auch häufig Aromen, um den bitteren Nachgeschmack von Süßungsmitteln auszugleichen oder zumindest abzumildern (hast du schon mal ein Getränk gehabt, bei dem dieser fiese Nachgeschmack gut überdeckt wurde?)
Süßstoffe – oft synthetische Süße, die selten verstoffwechselt wird
Süßstoffe, das waren die Süßungsmittel, die
- nicht mit dem Haushaltszucker “verwandt” sind, sich ihre chemische Struktur also deutlich unterscheidet
- sehr oft künstlich hergestellt werden (eine Ausnahme ist Stevia, das aus der Pflanze Stevia rebaudiana in Paraguay oder Portugal gewonnen wird)
- stärker süßen als Haushaltszucker
Zu den wichtigsten unter ihnen zählen Saccharin, Aspartam, Acesulfam K und Sucralose.
Saccharin (E 954)
Ein künstlicher Stoff, der etwa 300-mal süßer als Haushaltszucker ist. Über 85 % des Saccharins werden im Dünndarm aufgenommen und binden anschließend an Plasmaproteine im Blut. Der größte Teil wird unverändert über den Urin oder den Stuhlgang ausgeschieden und wird daher nicht verstoffwechselt.
Untersuchungen haben gezeigt, dass Saccharin unser Mikrobiom verschiebt. Das kommt durch seine bakteriostatische Wirkung zustande, wodurch Bakterien begünstigt werden, die ohne Sauerstoff auskommen.
Aber auch Bifidobakterien werden vermehrt gefunden, nachdem Saccharin aufgenommen wurde. Allgemein zeigt sich für Saccharin, dass Firmicuten (z.B. Laktobazillen, Faecalibacterium prausnitzii) verdrängt und Bacteroidetes (z.B. Prevotella) begünstigt werden (Sanyaolu et al.).
Wichtig ist, dass Saccharin das Mikrobiom verschiebt und somit ein Ungleichgewicht, eine Dysbiose, hervorruft. Dysbiosen können zu Erkrankungen führen.
Aspartam (E 951)
Ein weiterer, künstlicher Süßstoff ist Aspartam, mit einer 200-mal stärkeren Süße als normaler Zucker. Sehr oft ist dieser Stoff in Softdrinks und ihren Light-Varianten, aber auch in Süßwaren und Kaugummis zu finden. Durch seinen stark bitteren Nachgeschmack wird er sehr häufig mit anderen Süßungsmitteln kombiniert.
Studien haben gezeigt, dass Aspartam krebserregend sein kann, wenn der pH-Wert der Nahrung über einem Wert von 6 ist, also in den neutralen Bereich geht.
Im Körper wird Aspartam verstoffwechselt und in kleiner Bausteine (die zwei Aminosäuren Asparaginsäure und Phenylalanin, Methanol) zerlegt. Diese Stoffe erreichen nicht den Darm und stehen somit auch unseren Darmbakterien nicht zur Verfügung. Unser Mikrobiom wird nicht beeinflusst.
Diese Erkenntnis wird durch die Studie von Ahmad et al. unterstützt, in der Probanden täglich Aspartam und Sucralose zu sich nahmen. Die Menge entsprach hier der, die mit drei Getränkedosen pro Tag aufgenommen werden würde. Allerdings ist diese Studie nur als Indiz und nicht als feststehendes Ergebnis zu betrachten. Zwei große Probleme waren hier, dass insgesamt nur 17 Teilnehmer untersucht wurden und zudem eine Aufnahme der Substanzen für nur zwei Wochen betrachtet wurde.
Acesulfam K (E 950)
Acesulfam K ist wie Aspartam künstlich hergestellt, 200-mal süßer als Zucker und wird häufig Getränken und Süßigkeiten zugesetzt. Im Gegensatz zu Aspartam ist es aber hitzestabil und wird von unserem Körper nicht verstoffwechselt und daher größtenteils über den Urin wieder ausgeschieden.
Aber: Acesulfam K, häufig in Kaugummis zu finden, verändert das Mikrobiom, da die Bakterien Glukose nicht mehr verwerten können. Der Süßstoff verändert die bakteriellen Gene, die am Energiestoffwechsel beteiligt sind. Durch diese Veränderung wird auch die Bakterienvielfalt verringert, da für viele Bakterien die Nahrung nicht mehr verfügbar ist.
Die Folge: Glukose wird nicht abgebaut und ist dann verstärkt im Blut zu finden. Diese Veränderungen des Mikrobioms sind also mit Übergewicht gekoppelt.
Literatur:
- Pang et al. (2021) – The Impact of Artificial Sweeteners on Body Weight Control and Glucose Homeostasis
- Ahmad et al. (2020) – The Effects of Non-Nutritive Artificial Sweeteners, Aspartame and Sucralose, on the Gut Microbiome in Healthy Adults: Secondary Outcomes of a Randomized Double-Blinded Crossover Clinical Trial
- Sanyaolu et al. (2021) – Effect of Artificial Sweeteners on the Gut Microbiome
Zuckeraustauschstoffe – wirken in hohen Mengen abführend
Zuckeraustauschstoffe, das waren die Zuckeralkohole (oder Polyole), die etwa die Hälfte an Kalorien im Vergleich zu normalem Zucker haben, aber auch in ihrer Süßkraft einbüßen. Sie sind dem Zucker in ihrem Aufbau sehr ähnlich, werden aber anders verstoffwechselt. Wegen dieser Eigenschaft sind die Zuckeraustauschstoffe auch für Diabetiker geeignet.
Und es gibt noch weitere Vorteile: Sie sind sehr temperaturbeständig und können daher bei ganz unterschiedlichen Produkten eingesetzt werden. Dasselbe gilt für den pH-Wert, denn sie können sehr variabel in sauren und auch basischen Produkten genutzt werden.
Was aber bei diesen Stoffen nicht unerwähnt bleiben darf: Nehmen wir zu große Mengen zu uns, kann das zu Magen-Darm-Beschwerden, Blähungen bis hin zu Durchfällen führen.
Xylitol (E 967)
Der wohl bekannteste Zuckeraustauschstoff ist Xylitol oder umgangssprachlich Xylit (chemisch gesehen ist die Benennung nicht richtig, da es den Alkoholteil unterschlägt). Wir finden ihn etwa in zuckerfreien Kaugummis, also denjenigen, die damit werben, zahnfreundlich zu sein.
Ursprünglich wurde Xylitol aus Pflanzen gewonnen. Da dieser Stoff aber in natürlichen Mengen nur sehr gering vorhanden ist, wurde die Gewinnung mittlerweile auf die chemische oder biotechnologische Herstellung umgestellt.
Bisher gibt es nur wenige Untersuchungen, was der Verzehr von Xylitol mit unserem Mikrobiom macht. Es zeigte sich, dass Bacteroidetes verringert werden (z.B. Prevotella), was zu einer Verschiebung des Gleichgewichts bei den Darmbakterien führen kann.
Andererseits konnte beobachtet werden, dass die Darmbarrierefunktion verbessert werden kann, was zumindest auf bessere Bedingungen für die Bakterien bedeutet, die unsere Darmwand reparieren, pflegen und hegen.
Die positiven Effekte sind für den Darm bisher noch nicht ganz eindeutig und allumfassend untersucht. Der direkte Einfluss auf unsere Mundflora zeigt sich da schon deutlicher. Hier kann Xylitol die Zähne remineralisieren. Außerdem wird, wenn Xylitol Kaugummis zugesetzt wird, der Speichelfluss erhöht. Bakterien haben dann Probleme, einen Biofilm zu bilden. Somit wird Karies entgegengewirkt.
Weitere Zuckeraustauschstoffe
Ebenso wie Xylitol sind alle anderen Zuckeraustauschstoffe durch die EU zugelassen (insgesamt acht Zuckeraustauschstoffe) und als sicher bewertet. Je nach Produkt können unterschiedliche Polyole eingesetzt werden.
In Kaugummis wird häufig Isomaltol eingesetzt. Bei Schokolade mit der Aufschrift “ohne Zucker” wird Maltitol verwendet. Für Lactitol und Isomaltol konnte gezeigt werden, dass Bifidobakterien und Laktobazillen bzw. Bifidobakterium allein im Wachstum gefördert wird.
Literatur:
Behnamed et al. (2020) – Health benefits of Cylitol
Sanyaolu et al. (2021) – Effect of Artificial Sweeteners on the Gut Microbiome