Vielversprechendes Medikament zur Tuberkulose-Behandlung in Phase 2 erfolgreich getestet

Tuberkulose – eine uralte Bakterieninfektion, die uns seit mehr als 15.000 Jahren beschäftigt. Jährlich sterben weltweit 1,6 Millionen Menschen durch Tuberkulose. Die Behandlung von Tuberkulose ist schwierig und lang. Multiresistente Erreger erschweren die Tuberkulose-Behandlung zusätzlich. Doch es gibt Hoffnung. Forscher haben ein neues Medikament in Phase 2 einer klinischen Studie getestet – die Ergebnisse sind vielversprechend.
Tuberkulose Behandlung

Jedes Jahr am 24.03. ist der Welt-Tuberkulose-Tag. Ausgelöst wird diese Infektionskrankheit von Mycobacterium tuberculosis. 1882 von Robert Koch entdeckt und beschrieben, ist die Tuberkulose-Behandlung bis heute schwierig. Vor allem dadurch, dass die Tuberkelbakterien unglaublich langsam wachsen und sich enorm gut im menschlichen Körper verstecken können.

Hinzu kommt, dass dieser Erreger häufig multiresistent ist. Schwierig bei einer Behandlung, die von sich aus mehreren Antibiotika über einen langen Zeitraum miteinander kombiniert. Charakteristisch ist für eine Tuberkulose-Infektion Nachtschweiß, sehr starker Husten mit teils blutigem Auswurf, Gewichtsverlust und Schmerzen im Brustkorb. Ohne Behandlung sterben etwa 70 % der Infizierten.

Einen Übersichtsartikel zu Tuberkulose findest du hier.

2024 infizierten sich in Deutschland knapp 4.500 Menschen mit Tuberkulose. Bis heute ist die Behandlung selbst bei uns schwierig. Einem Forscherverbund ist es nun gelungen, ein neuartiges Medikament in Phase 2 einer klinischen Studie zu testen – und die Ergebnisse sind vielversprechend!

Zahl der jährlichen Tuberkulose-Toten weltweit. Die Tuberkulose-Behandlung ist bis heute schwierig.
Zahl der Menschen, die jedes Jahr weltweit an Tuberkulose sterben. Es ist die häufigste bakterielle Infektionskrankheit weltweit.

Der Wirkstoff verhindert, dass neue Proteine im Bakterium gebildet werden können

Ganfeborol ist ein neuartiges Medikament, dass das Bakterium daran hindert, neue Proteine zu bilden. Dadurch fehlen wichtige Stoffe, um neue Bakterienzellen zu bilden. Das Wachstum der Tuberkelbakterien wird verhindert.

Der Wirkstoff wurde bereits an gesunden Probanden getestet, um Nebenwirkungen oder gar schädliche Reaktionen durch den Wirkstoff auszuschließen. Dieses Vorgehen wird in der Phase 1 einer klinischen Studie überprüft. Insgesamt bestehen klinische Studien aus 4 Phasen.

Phase 2 geht einen Schritt weiter, denn das Medikament wird jetzt an Erkrankten über einen kurzen Zeitraum getestet. Was hier interessiert, waren in dieser Studie vor allem diese Fragen:

  1. Wie schnell tötet das Medikament M. tuberculosis ab?
  2. Wie sicher ist das Medikament?
  3. Gibt es Nebenwirkungen? Wenn ja, sind diese gravierender als der Nutzen des Medikaments zur Behandlung von Tuberkulose?
  4. Wenn das Medikament hilft, welche Konzentration ist für eine Tuberkulose-Behandlung optimal?

Die Studie wurde mit Patienten durchgeführt, bei denen eine nicht-multiresistente Tuberkulose diagnostiziert, aber noch nicht behandelt wurde. Sie erhielten täglich über 14 Tage das Medikament. Getestet wurden verschiedene Konzentrationen des Medikaments.

Die Bakterien werden verringert, die Nebenwirkungen sind gering

Über 14 Tage erhielten die Probanden das Medikament. Verschiedene Gruppen wurden gebildet, die unterschiedliche Konzentrationen von Ganfeborol erhielten. Damit ermittelten die Forscher eine für die Behandlung optimale Konzentration.

Bei allen Probanden wurde weniger lebensfähige Bakterien im Auswurf nachgewiesen. Dieser Auswurf ist charakteristisch für Tuberkulose-Patienten und enorm ansteckend. Bereits innerhalb weniger Tage konnte die Anzahl der Bakterien verringert werden.

Die Wirkung scheint durch die schnelle Aufnahme des Medikaments in den Körper begünstigt worden zu sein: Maximal drei Stunden nach Einnahme wurde Ganfeborol vom Körper aufgenommen.

Wichtig bei klinischen Studien ist auch immer, die Nebenwirkungen zu erfassen. Wenn diese stärker als der Nutzen des Medikaments wären, so wird die klinische Studie eingestellt und das Medikament nicht weiter untersucht. In dieser Studie waren die Nebenwirkungen gering. Einige Probanden berichteten von Juckreiz, Bauchschmerzen oder Übelkeit. Das Abhusten von bluthaltigem Sekret wurde ebenfalls berichtet, trat aber nur bei einem kleinen Teil der Patienten auf.

Einschränkungen der Studie

Die Studie, deren Ergebnisse auf der Plattform klinischer Studien einsehbar sind, wurde bisher nur an Tuberkulose-erkrankten Männern durchgeführt. Unterschiede in der Wirksamkeit zwischen Männern und Frauen wurde bereits mehrfach berichtet, sodass im nächsten Stadium der klinischen Studie Frauen ebenfalls getestet werden sollten.

Wissenschaftliche Untersuchungen benötigen normalerweise auch immer Negativkontrollen im direkten Vergleich, um die Wirksamkeit belegen zu können. Die Forscher haben hier in ihrer Veröffentlichung geschrieben, dass es unethisch wäre, eine Placebo-Gruppe bei Tuberkulose-Erkrankten zu haben, denen eine Behandlung ihrer schwerwiegenden Erkrankung verwehrt bliebe.

Ausschließlich Tuberkulose-Patienten ohne multiresistenten Keim wurden in die Studie aufgenommen. Hier zeigten sich gute Ergebnisse der Studie. Jedoch müssen hier definitiv auch multiresistente Keime eingeschlossen werden, um die Wirksamkeit zu überprüfen.

Originalveröffentlichung und Literatur zum Weiterlesen

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