Drittmittel

Diese Woche war für mich besonders, denn ich habe meinen ersten eigenen Antrag für Drittmittel eingereicht! Für eine Jungforscherin ist das ein großer Schritt. Zum ersten Mal wird die Idee für ein eigenes Projekt kritisch von mir unbekannten Prüfern unter die Lupe genommen. Doch zunächst einen Schritt zurück…

Die Forschung in Deutschland wird durch staatliche Gelder finanziert. Darunter fällt größtenteils die Grundaustattung wie Stellen für wissenschaftliches Personal, für Laboranten, für Verbrauchsmaterialien wie Plastikware und Kulturmedien. Gelder für die Forschungsförderung können zusätzlich von dritter Stelle kommen, beispielsweise Fördereinrichtungen oder der Privatwirtschaft. Zu den bekanntesten nationalen Fördereinrichtungen gehören das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Deutsche Forschungsgesellschaft (DFG).

2021 machten diese Drittmittel ein Drittel der Forschungsgelder in Deutschland aus (DFG-Förderatlas, Tabelle 2-1, Seite 21). Sie sind wichtige Gelder, wenn es um die berufliche Laufbahn von Wissenschaftler*innen geht. Ab einem bestimmten Karriereschritt zählen erfolgreich eingeworbene Drittmittel zum guten Ton und unterstreichen das Ansehen des Wissenschaftlers.

Die Situation ist schwierig: Drittmittel sind hart umkämpft. Bei der Förderung, für die ich mich diese Woche beworben habe, werden nur 5 % der Bewerber gefördert!

Was aber heißt es jetzt, einen Antrag auf Forschungsförderung einzureichen? Ganz am Anfang steht immer die eigene Forschung. Aus dieser und derzeitigen den Forschungslücken werden neue Projekte geboren. Diese Projekte sollen neue Erkenntnisse liefern und gleichzeitig machbar sein.

Für meinen Forschungsbereich sieht das so aus: Enterokokken sind normale Bewohner unseres Darmes und unterstützen unsere Verdauung. Es gibt daneben krankmachende Vertreter, die besonders im Krankenhaus problematisch werden. Patienten mit einem eingeschränkten Immunsystem können schwere Blutstrominfektionen bekommen und etwa 31 % der Patienten versterben.

Die aktuelle Forschung weist viele Lücken auf. Noch verstehen wir nicht, warum Enterokokken Patienten ausschließlich besiedeln und sich bei anderen Patienten hartnäckige, gegen Antibiotika resistente Enterokokken ausbreiten. Dieses Problem und wie sich Enterokokken im Darm der Patienten (weiter-)entwickeln, möchte ich verstehen. Denn damit lassen sich Blutstrominfektionen mit Enterokokken besser behandeln oder verhindern.

Mit meinem Projekt möchte ich ein Modell entwickeln, das den Darm im Labor nachstellt. Diese sogenannten Organoide ermöglichen ohne Tierversuche, dass ich eine Infektion nachstellen, modellieren und untersuchen kann.

So ein Projektantrag enthält mehrere Elemente: die Projektidee, den Zeitrahmen und wichtige Meilensteine, einen Budgetplan, den eigenen Lebenslauf und ein Motivationsschreiben. Auf wenigen Seiten (insgesamt maximal 15 Seiten) muss ich mein Projekt klar beschreiben und überzeugen, um gefördert zu werden.

Für eine Förderung ist wichtig, dass das Projekt relevant ist, also einen klaren Nutzen hervorbringt. Gleichzeitig muss der Zeitraum, in dem das Projekt durchgeführt wird, und die gesetzten Ziele und Zwischenziele (Meilensteine) realistisch sein. Dies abzuschätzen ist herausfordernd, da von Anfang an Verzögerungen und nicht funktionierende Experimente eingeplant werden müssen. Allgemein ist es in der Wissenschaft schwer abschätzbar, wie gut Experimente funktionieren, da Neues und Unbekanntes erforscht wird. Ein weiterer Punkt: Ich als Wissenschaftlerin muss überzeugen und zeigen, dass ich mit meinen Kompetenzen dieses Projekt stemmen kann.

In meinem Fall war die Idee für das Projekt schnell ausgearbeitet. Die letzten Wochen habe ich mich, neben meiner Forschung und der Betreuung von Studenten, um das Schreiben meines Projektantrages gekümmert. In vielen Runden habe ich überarbeitet, angepasst, Preise für Materialien recherchiert, Ideen besprochen und verworfen.

Ob sich all die Mühe für diese Förderung gelohnt hat, werde ich Anfang nächsten Jahres erfahren. Denn jetzt durchläuft mein Projektantrag mehrere Stufen: Die Formalitäten werden geprüft, die Machbarkeit des Projektes durch Experten und im dritten Schritt, wie ich als Wissenschaftlerin performe.

Es heißt also Daumen drücken!

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