Zuletzt aktualisiert am 5. September 2024 von Isabell
Multiresistente Erreger – problematisch vor allem in Krankenhäusern und von uns Menschen verursacht. Das sind Bakterien, die gegen ein oder sogar mehrere Antibiotika resistent sind. Antibiotika sind bei ihnen wirkungslos, obwohl sie eigentlich die Bakterien töten sollen.
Welche (multi-)resistenten Erreger gibt es?
Gibt es Alternativen zu Antibiotika?
Und: Du kannst sogar helfen, dass resistente Bakterien eingedämmt werden.
Prokaryotische Mikroben, zu denen unter anderem Archaeen und Bakterien gehören, sind die ältesten Organismen unseres Planeten. Erstaunlich, denn das heißt, dass Bakterien seit 3.500 Millionen Jahren auf unserem Planeten leben und überlebten!
Möglich wird dies besonders dadurch, dass Bakterien sich anpassen und weiterentwickeln. Da sie eine Generation innerhalb weniger Minuten bis maximal Tage erreichen, verändern und adaptieren sich Bakterien enorm schnell. Neben der Eroberung scheinbar lebensunwürdiger Lebensräume ist dies besonders bei der Entwicklung von Resistenzen gegen Antibiotika problematisch.
Multiresistente Erreger – wenn mehrere Antibiotika nicht mehr wirken
Dank des glücklichen Zufalls von Alexander Fleming 1928 sind Infektionen mit Bakterien heute mit Antibiotika behandelbar. Die großtechnische Produktion erlaubt seit Mitte der 1940er Jahre, dass Antibiotika verfügbar sind. Aber bereits im ersten Jahrzehnt nach dem Einsatz der ersten Antibiotika tauchten resistente Bakterien auf.
Werden Bakterien resistent gegen ein Antibiotikum, so wirkt dieses nicht mehr. Bakterien haben Möglichkeiten gefunden, um das Antibiotikum für sie unschädlich zu machen.
Bis dahin waren resistente Bakterien noch kein großes Problem, da sich das goldene Zeitalter der Antibiotika-Entwicklung einstellte: Wir hatten Antibiotika im Überfluss. Das Blatt wandelte sich mit der Zeit: Antibiotika wurden massenhaft unnütz eingesetzt, Masttiere behandelt, damit sie schneller wachsen und mehr Muskelmasse zulegen. Und die Bakterien reagierten: Innerhalb kurzer Zeit entwickelten sie gegen mehrere Antibiotika gleichzeitig Resistenzen, vermeintlich neue Antibiotika halfen kurzzeitig.
In den letzten 50 Jahren kamen wenige neue Antibiotika auf den Markt. Diese Antibiotika-Lücke ist heute dramatischer denn je: Patienten, mit sogenannten multiresistenten Erregern (MRE) infiziert, können kaum oder gar nicht mit Antibiotika behandelt werden.
Problematisch wird das im Krankenhaus bei Patienten, deren Immunsystem geschwächt ist. Denn diese Krankenhauskeime zeigen besonders häufig mehrere Resistenzen.
WHO-Liste kritischer Erreger
Mittlerweile sind einige problematische Krankenhauskeime bekannt. 2017 veröffentlichte die Weltgesundheitsorganisation eine Liste multiresistenter Erreger, für die mit höchster, hoher und mittlerer Priorität neue Antibiotika und alternative Behandlungsmethoden entwickelt werden sollen.
Merken können wir uns die wichtigsten (multi-)resistenten Krankenhauskeime mit diesem Akronym:
Welche Probleme ergeben sich durch multiresistente Erreger?
Warum sind multiresistente Erreger problematisch?
2019 etwa starben knapp 1,3 Millionen Menschen an Infektionen mit multiresistenten Erregern, weil kein wirksames Antibiotikum zur Verfügung stand. Haben wir es dank Antibiotika geschafft, dass bakterielle Infektionskrankheiten nicht mehr die Haupttodesursache ist, könnte sich das aufgrund resistenter Bakterien womöglich umkehren.
- Behandlungen werden erschwert: Sie dauern länger oder das alternative Antibiotikum wirkt nicht optimal
- die Behandlungen erfolgt nur unterstützend, da kein wirksames Antibiotikum vorhanden ist
Was ist die Zukunft in der Behandlung multiresistenter Erreger?
Seit Jahren arbeitet die Forschung an wirksamen Alternativen. Neben Antibiotika neuer Wirkstoffklassen und modifizierten Antibiotika, weckt die Phagentherapie große Hoffnungen. Phagen, das sind spezielle Viren, die ausschließlich Bakterien befallen. Sie sind sehr spezifisch, was es gleichzeitig aber auch schwierig macht, DEN passenden Phagen zum gewünschten Bakterium zu finden.
Das Interessante an der Phagentherapie ist, dass es diese bereits vor den Antibiotika gab – und die Forschung dann mit dem Siegeszug der Antibiotika fast vollständig eingestellt wurde. In Georgien hingegen wurde seitdem weiter auf die Phagentherapie gesetzt und ihre Expertise hilft hoffentlich, diese alternative Behandlung in allen Ländern auf- und auszubauen.
Ein beeindruckendes Buch, das den Kampf mit einem multiresistenten Bakterium, für das es keine geeigneten Antibiotika mehr gab und die Suche nach einem geeigneten Phagentherapie beschreibt, wird in „The Perfect Predator: A Scientist’s Race to save her husband from a deadly superbug“ von Steffanie Strathdee beschrieben.
Neben der Phagentherapie gibt es weitere Möglichkeiten, um resistente Bakterien zu behandeln:
Was wir JETZT tun können
Doch auch jetzt haben wir die Chance, gegen multiresistente Erreger vorzugehen. Nicht nur in Krankenhäusern oder der Landwirtschaft, sondern jeder Einzelne von uns:
- Unsere nützlichen Bakterien im Darm füttern und umsorgen. Denn sie sorgen dafür, dass sich krankmachende Bakterien eingedämmt werden.
- Antibiotika nur nehmen, wenn es WIRKLICH sinnvoll ist – bei Virusinfektionen helfen keine Antibiotika
- keine übrig gebliebenen Antibiotika vom letzten Arztbesuch eigenständig nehmen – es kann komplett nutzlos sein, gute Bakterien abtöten und resistente Bakterien fördern
- Antibiotika immer nach Anweisung des Arztes einnehmen. Auch wenn die Symptome besser werden, das Antibiotikum weiter nehmen. Sonst riskieren wir resistente Bakterien.
- Bei Krankenhausbesuchen auf eine gute Handhygiene achten. Resistente Bakterien übertragen sich sehr leicht über Oberflächen und unsere Hände.
Kurzgesagt
Bei multiresistenten Bakterien wirken gleich mehrere Antibiotika nicht mehr, da Bakterien Wege gefunden haben, diese Antibiotika unschädlich zu machen. Resistenzen verbreiten sich, da wir Antibiotika häufig unnütz einsetzen, Bakterien immer schneller resistent werden und gleichzeitig kaum neuartige Antibiotika entwickelt werden. Wir können aber aktiv werden, indem wir jede Einnahme von Antibiotika hinterfragen, auf unsere nützlichen Bakterien des Darms achten und bei Krankenhausbesuchen auf eine gute Händehygiene achten.