Sexuell übertragbare Krankheiten

Dieser Artikel erscheint zum Tag des Kondoms am 14.02.2022. Sexuell übertragbare Erkrankungen lassen sich durch die Benutzung von Kondomen deutlich reduzieren [Holmes et al. 2004].
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Was Spaß, Bakterien & Safer Sex mit ihnen zu tun haben

Wusstest du, dass …

Bakterien drei der vier häufigsten sexuell übertragbaren Krankheiten auslösen? Und das sind gar nicht wenige Infektionen! 2020 haben sich schätzungsweise etwa 374 Millionen Menschen weltweit mit einer der vier häufigsten sexuell übertragbare Infektionen infiziert.

Jeden Tag infizieren sich mehr als 1 Million Menschen mit einer dieser Krankheiten. 1 Million Menschen. Jeden Tag. Mit sexuell übertragbaren Krankheiten.

WHO

Was sind sexuell übertragbare Krankheiten?

Sexuell übertragbare Krankheiten (engl. sexually transmitted infections, STI) sind Krankheiten, die durch ungeschützten Sex (d. h. Sex ohne Kondom) oder durch Mutter-Kind-Kontakt übertragen werden.

Dabei ist es egal, ob der Geschlechtsverkehr vaginal, oral oder anal stattfindet. Eine Übertragung kann auch während der Schwangerschaft, Geburt oder beim Stillen erfolgen (nicht für alle Erreger).

Erreger können über 30 verschiedene Viren, Parasiten und Bakterien sein. Acht davon sind für die meisten Infektionen weltweit verantwortlich. Bakterien lösen drei davon aus.

Erreger sexuell übertragbarer Krankheiten
Durch welche Mikroben werden sexuell übertragbare Krankheiten ausgelöst?

STI kommen in allen Ländern vor

Oft zeigen STIs, wo Probleme vorhanden sind: Armut, ethnische Ungleichheit, fehlender Zugang zu medizinischen Einrichtungen (Hogben and Leichliter, 2008) und junge Erwachsene in reifender mentaler und physischer Verfassung.

Kurzum: Es kann Menschen in Entwicklungsländern genauso wie in Industrieländern betreffen. Besonders in den letzten 10 Jahren sind die Infektionszahlen in Industrieländern besonders unter den jungen Erwachsenen und homosexuellen Männern massiv angestiegen.

Die Scham, über sexuell übertragbare Krankheiten zu reden, ist oft sehr groß und Betroffene erleben zudem häufig eine Stigmatisierung und Ausgrenzung.

Junge Erwachsene stecken häufiger an

Studien zeigen, dass sich besonders junge Erwachsene zwischen 15 und 24 Jahren überdurchschnittlich oft mit sexuell übertragbaren Infektionen anstecken. Dies lässt sich unter anderem darauf zurückführen, dass in dieser Zeit die mentale Reife noch nicht ganz abgeschlossen ist.

Das bedeutet, dass das Verhaltensrisiko hier höher ist. Damit einhergehend werden Risiken häufig noch unterschätzt. Dies kann sich in häufig wechselnden und auch gleichzeitigen Sexualpartnern und Geschlechtsverkehr ohne Kondom äußern. Die Nutzung von Dating-Apps setzt die Hemmschwelle für neue Sexualkontakte herab.

Sexuell übertragbare Krankheiten durch Bakterien:
Häufig und unbequem, aber heilbar

Wie wir bereits gesehen haben, haben Bakterien auch bei STI ihre “Finger” im Spiel. Das ist auch nicht verwunderlich, da der menschliche Körper einen hervorragenden Lebensraum darstellt: genügend Nährstoffe, gemütliche Wohnbereiche und eine kuschelige Temperatur von ~37 °C.

Das Positive vorweg: Alle drei bakteriellen STI sind mit einigen Maßnahmen größtenteils vermeidbar und mit Antibiotika behandelbar. Aber: Jede Erkrankung für sich ist unangenehm und betrifft oft nicht nur eine einzelne Person.

Welche bakteriellen STI gibt es?

Zu den drei sexuell übertragbaren Krankheiten, die durch Bakterien ausgelöst werden, zählen Chlamydien, Syphilis (Lues) und Gonorrhoe (Tripper). Jeder Erkrankung liegt ein anderes Bakterium zugrunde.

Doch schauen wir uns diese drei Infektionen im Folgenden einmal genauer an.

Sexuell übertragbare Krankheit: Gonorrhoe

Gonorrhoe, umgangssprachlich Tripper genannt, wird durch das Bakterium Neisseria gonorrhoeae
(N. gonorrhoeae oder Gonokokken) ausgelöst.

Bereits 1879 entdeckte und beschrieb der Hautarzt Albert Neisser den Überltäter, das Bakterium N. gonorrhoeae. Durch direkten Schleimhautkontakt beim Geschlechtsverkehr oder während des Geburtsvorgangs kann eine Übertragung von Gonokokken erfolgen.

Gonorrhoe kann zur Erblindung von Neugeborenen führen

Typisch für Gonorrhoe ist eine Blasenentzündung mit eitrigem Ausfluss, etwa 2 – 5 Tage nach der Infektion. Der eitrige Ausfluss wird bei Männern als “Bonjour-Tropfen” bezeichnet. Unbehandelt kann die Infektion bei Frauen bis in den Unterleib aufsteigen und im schlimmsten Fall zur Unfruchtbarkeit führen!

Werden Neugeborene während der Geburt infiziert, zeigen sie nach wenigen Tagen bereits eine Augenentzündung, die unbedingt behandelt werden muss. Erfolgt keine Therapie, so kann das Neugeborene erblinden.

Weltweit gesehen ist Gonorrhoe die dritthäufigste sexuell übertragbare Krankheit. Etwa 82 Millionen Menschen infizierten sich 2020 mit Gonokokken. Da Gonorrhoe zu keiner meldepflichtigen Krankheit gehört, gibt es für Deutschland keine Zahl über die jährlichen Neuinfektionen.

Die Behandlung mit einem Antibiotikum ist in den meisten Fällen unkompliziert und erfordert zumeist nur eine Gabe des Antibiotikums. Idealerweise sollten Geschlechtspartner mitbehandelt werden, um einen Ping-Pong-Effekt zu vermeiden.

Sexuell übertragbare Krankheit: Chlamydien

Eine weitere Infektionskrankheit, die zu Unfruchtbarkeit führen kann, sind Chlamydien. Diese wird durch die gramnegativen Bakterien Chlamydia trachomatis verursacht. Chlamydiose zählt zur zweithäufigsten sexuell übertragbaren Krankheit weltweit. 2020 infizierten sich 129 Millionen Menschen weltweit.

Die Übertragung erfolgt auch hier durch den Geschlechtsverkehr und auch von der infizierten Mutter auf ihr neugeborenes Kind.

Ein Screening von Chlamydien gehört zur Schwangerschaftsvorsorge

Infektionen mit Chlamydien können sich in einer Blasenentzündung oder Gebärmutterhalsentzündung äußern. Müssen sie aber nicht.

Das Tückische an der Erkrankung ist, dass eine Infektion ohne jegliche Symptome verlaufen kann. Gerade bei Schwangeren, die von einer möglichen Infektion nichts wissen, gefährden hier ihr Neugeborenes während der Geburt. Da das Immunsystem bei Babys nach der Geburt noch nicht ausgebildet ist, infizieren sich diese und erleiden – ähnlich wie bei einer Gonokokken-Infektionen – eine Augenentzündung.

In schweren Fällen können Chlamydien vom Baby während der Geburt eingeatmet werden und als Folge zu einer Lungenentzündung beim Baby führen.

Aus diesem Grund wird in Deutschland routinemäßig jede Schwangere im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung auf Chlamydien untersucht, um die Gefahr für das Kind zu verringern.

Biologisches Chlamydien-Risiko für junge Frauen

Da sich Chlamydien-Infektionen bevorzugt bei jungen Erwachsenen durch häufig wechselnde Sexualpartner ausbreiten, werden zudem Chlamydien-Screenings bei unter 25-Jährigen angeboten. Auf diesem Weg ist eine frühzeitige Erkennung von Infektionen ohne Symptome möglich. Die beste Prophylaxe gegen mögliche Unfruchtbarkeiten!

Junge Frauen haben ein biologisches Risiko für Chlamydien. In diesem Lebensalter ist die zervikale Schleimbildung oft noch sehr gering, sodass sich Chlamydien häufiger einnisten können und zu Infektionen führen.

Chlamydien-Infektionen sind mit einem Antibiotikum behandelbar, das für etwa 14 Tage eingenommen werden muss. Auch hier ist eine Behandlung des Partners/ der Partner der letzten 60 Tage hilfreich. Erst wenn die Behandlung mit dem Antibiotikum abgeschlossen ist, sind Patienten nicht mehr infektiös!

Sexuell übertragbare Krankheit: Syphilis

Syphilis, eine durch Treponema pallidum ausgelöste STI, war bereits im Mittelalter bekannt und als “Strafe Gottes” bezeichnet wurde. Mit etwa 7 Millionen infizierten Menschen weltweit 2020 sind die Fallzahlen deutlich geringer als für Chlamydien. Dennoch ist Syphilis eine nicht zu unterschätzende Krankheit.

So ist die Syphilis-Rate bei jungen Männern zwischen 20 und 24 Jahren durch häufig wechselnde Sexualpartner und Sex ohne Kondom am höchsten.

Drei verschiedene Stadien kennzeichnen eine Syphilis-Infektion

Das erste Stadium zeigt sich etwa drei Wochen nach einer Infektion mit uncharakteristischen Hautläsionen, also Hautreaktionen. Diese Läsionen sind schmerzlos, aber hochinfektiös. Bereits der Kontakt mit diesen Hautläsionen kann zur Infektion führen!

In vielen Fällen gehen die Hautreaktionen zurück und der Patient wiegt sich in Sicherheit. Etwa 2 – 10 Wochen danach kommt es zu grippeähnlichen Symptomen, flächigen Rötungen am Körper und Schleimhaut-Irritationen. Die Bakterien sind ins Blutsystem eingedrungen (und da gehören sie nun wirklich nicht hin) und eröffnen das zweite Stadium einer Syphilis-Infektion.

Die teils offenen Bereiche der Schleimhaut sind sehr infektiös. Durch Geschlechts- oder Oralverkehr können Übertragungen stattfinden. Aber auch durch das Blut, in dem sich die Bakterien ausgebreitet haben, können sich andere infizieren.

Das dritte Stadium ist besonders schwierig, da es Jahre nach einer Infektion ausbrechen kann. Zwei Merkmale treten dann auf: Knotenartige Geschwüre am gesamten Körper sowie eine Schädigung des Nervensystems sind möglich. Dazu zählt u. a. auch eine Hirnhautentzündung.

Syphilis kann zu Totgeburten führen

Diese Stadien einer Syphilis-Infektion bilden sich aus, sofern keine Behandlung mit einem Antibiotikum erfolgt. Mit Behandlung ist die Infektion aber vollständig heilbar.

Wie bei den anderen bakteriellen STI ist auch hier eine Übertragung von der Schwangeren auf ihr Kind möglich, und das bereits während der Schwangerschaft! 2016 infizierten sich etwa 1 Million Schwangere weltweit. Davon zeigten etwa 350.000 Geburtsverläufe einen ungünstigen Ausgang. D. h. dass es zu etwa 200.000 Totgeburten kam und viele Neugeborene kurz nach der Geburt starben. Auch werden häufig Babys geboren, die viel zu leicht sind.

Da diese Erkrankung eine besondere Bedrohung für Un- und Neugeborene darstellt, gehört das Syphilis-Screening (mit Lues im Mutterpass vermerkt) zur Schwangerschaftsvorsorge dazu.

Für Syphilis und einer Gonorrhoe-Infektion gilt zudem, dass sie das Risiko für eine Infektion mit HIV erhöhen können.

Wie kann sexuell übertragbaren Krankheiten vorgebeugt werden?

Von sexuell übertragbare Krankheiten sind besonders junge Erwachsene betroffen. Daher ist der frühzeitige Sexualkundeunterricht unerlässlich. Da es vielen Menschen für gewöhnlich schwerfällt, über das Sexualleben zu reden, sollte die Aufklärung bei Kindern möglichst ungezwungen ablaufen.

Wird die sexuelle Aufklärung durch die Eltern vorgenommen, so ist es für Jugendliche selbstverständlicher, auf Safer Sex-Regeln in ihrem eigenen Liebesleben zu achten. Eine der wichtigsten Maßnahmen beim Safer Sex ist die Benutzung eines Kondoms. Besonders bei häufig wechselnden Partnern sollte auf ein gut sitzendes und angelegtes Kondom besonders Wert gelegt werden.

In der heutigen Zeit steigern Social Media-Kampagnen das Bewusstsein, sich bei Unsicherheiten auf sexuell übertragbare Krankheiten testen zu lassen und Kondome zu nutzen. #wissenwasrumgeht

Wichtig ist außerdem, dass es bisher keine Impfungen gegen bakterielle STI gibt! Derzeit befindet sich eine Impfung gegen Chlamydien in der klinischen Phase. Eine Zulassung steht aber noch nicht an. Für Gonorrhoe und Syphilis befinden sich die Entwicklungen eines Impfstoffes noch ganz am Anfang.

Das Wichtigste im Überblick

Das Wichtigste im Überblick: STI


Welche bakteriellen sexuell übertragbaren Krankheiten kanntest du?

Alles Liebe
Isabell

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